Um 3.26 Uhr werde ich das erste Mal wach. Unser Hotel im laotischen Luang Prabang liegt direkt neben dem Vat Meuna, einem buddhistischen Kloster, – und ein Mönch weckt um diese Zeit mit einem Gong und Gesang die Novizen. Knapp eine Stunde später klingelt auch bei uns der Wecker, denn wir wollen zum morgendlichen Almosengang der Mönche in der Hauptstraße der Altstadt gehen.
Dag bat heißt diese buddhistische Zeremonie, bei der im Morgengrauen eine lange Reihe von Mönchen durch die Straßen schreitet und Essensgaben von Gläubigen entgegennimmt. Durch die Gabe von Almosen können Theravada-Buddhisten ihr Karma verbessern, sowohl die Gläubigen als auch die Mönche profitieren also von diesem Ritual. So weit die Theorie.
Buddhistische Zeremonie mit vielen Schaulustigen
In der Praxis sieht das allerdings inzwischen etwas anders aus. Als wir morgens um 5.00 Uhr in der Sakkarine Road ankommen, treffen wir zunächst auf Straßenhändlerinnen. Sie verkaufen kleine Körbe mit sticky rice und Schalen mit bunten Keksen, die als Opfergabe für die Mönche gedacht sind. Da außer uns noch niemand zu sehen ist – unser Hotel hat uns leider eine Stunde zu früh zu der Zeremonie geschickt – müssen wir am frühen Morgen schon ganz oft „no thanks, we are no buddhists“ sagen. Denn wie es auf etlichen Plakaten im Ort heißt, soll man die buddhistische Zeremonie achten und nur als gläubiger Buddhist auch tatsächlich Almosen geben.
Außer uns handhabt das noch eine Handvoll anderer Touristen so – bestimmt sind auch sie aus Deutschland. Das Gros der Schaulustigen, die in Bussen anreisen, kommt jedoch aus China. Und sobald sie auftauchen, ist es aus mit der Ruhe. Sie alle haben schon vorreservierte kleine Höckerchen am Straßenrand, vor denen ein Reiskörbchen steht. Der Reiseleiter gibt ziemlich lautstark Anweisungen, wer sich wo hinsetzen soll und wie man sich einen Schal umbinden soll, um als buddhistischer Gläubiger durchzugehen. Noch bevor die Zeremonie überhaupt begonnen hat, ist die Stimmung zerstört.
Fotografieren mit respektvollem Abstand
Das ändert sich auch nicht wirklich als mit den ersten Sonnenstrahlen die Mönche und Novizen in ihren orangen Gewändern auftauchen und die Straße entlangschreiten. Denn es setzt ein Blitzlichtgewitter und Handy-Foto-Klicken ein, und manche Fotografen gehen dabei ziemlich dreist vor…
Auch wir haben die Prozession der gläubigen Männer in ihren schönen Gewändern fotografiert, obwohl auch davon abgeraten wird. Wir haben versucht, halbwegs respektvollen Abstand zu wahren und hoffen, dass uns das gelungen ist. Ganz verzichten konnte ich dann doch nicht…