Mit mehr als 10.000 Quadratkilometern ist er der größte Salzsee der Welt. Und, da er auf einer Höhe von 3.650 Metern liegt, auch der höchstgelegene. Vor circa 10.000 Jahren ist hier ein See ausgetrocknet, der keinen Abfluss hatte. Zurück blieb eine Salzpfanne, deren Kruste bis zu 220 Meter dick ist. Dem nächstgelegenen Uyuni, einer staubige Wüstenstadt im bolivianischen Hochland, verdankt er seinen Namen: Salar de Uyuni. Mit Salzabbau verdienen Menschen hier ihr Einkommen. Zudem beherbergt der Salar de Uyuni eines der weltweit größten Lithiumvorkommen, ein äußerst begehrter und deshalb wertvoller Rohstoff. Soweit die nüchternen geographischen und geologischen Angaben.
Wir stehen inmitten dieser Salzwüste. Die Luft ist trocken, der Himmel blauweiß. Das Licht hier ist so gleißend, dass man ohne Sonnenbrille die Augen kaum aufmachen kann. Um uns herum schier unendliche Weiten. Man könnte meinen, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein.
Gleißendes Licht
So surreal, so unwirtlich und, ja, außerirdisch ist diese Landschaft im Südwesten Boliviens. Fast alles, was unseren Sinne vertraut ist, kommt hier nicht vor. Stattdessen ein Meer, weiß wie Schnee, das irgendwo in der Ferne auf den blauen Horizont trifft. Auch Vulkane säumen den Salzsee, einige davon sind schneebedeckt.
Ist es das, was wir suchen, wenn wir von Fernweh sprechen? Landschaften wie diese, die so völlig anders sind als das, was wir von zuhause in Europa kennen? Weil sie eine Sehnsucht befriedigen nach der Entdeckung einer Natur, wie wir sie bisher noch nicht erlebt haben? Die uns wieder staunen lässt? Auf jeden Fall zieht der Salar täglich eine große Anzahl von Besuchern an. Alleine ist man auch hier nicht…
Eine surreale Szene
Wir fahren mit unserem Jeep weiter, immer weiter in diese Weite hinein. Es gibt zwar Fahrspuren, doch immer wieder verlässt der Fahrer sie und rast über die raue, harte Oberfläche. Ich habe den Eindruck, dass wir trotz hohen Tempos kaum vorwärts kommen. Die Anhaltspunkte fehlen. Dann taucht plötzlich ein Objekt in der Weite auf, das sich zwar bewegt, aber extrem langsam ist. Erst beim Näherkommen erkennen wir es: ein Fahrradfahrer. In dieser Umgebung! Wir können es kaum glauben. Da quält sich einer mit Rad und schweren Packtaschen durch diese gleißende Weite – ein bizarres Bild. Wohin er wohl will?
Inseln im Salzsee
Nach 90 Kilometern tauchen Inseln am Horizont auf. Auch sie wirken zuerst unwirklich, wie eine Fata Morgana. Erst beim Näherkommen sehen wir, dass sie real und mit Kakteen übersät sind. Riesigen Kakteen. Eine davon steuern wir an: die fischförmige Insel Incahuasi. Sie liegt mittendrin im Salzsee und ist ein Naturschutzgebiet. Wir wandern zwischen den meterhohen Kakteen und wundern uns, wie diese Pflanzen hier wachsen und überleben können. Vom felsigen Eiland aus hat man die vielleicht spektakulärsten Blicke auf das große Weiß.
Spiegel der Welt
Beim Zurückfahren halten wir nochmals an. Dort, wo der Salzsee nach den seltenen Regenfällen noch mit Wasser bedeckt ist, wird er zu einem der größten natürlichen Spiegel der Welt. Die Jeeps und die Menschen scheinen sich zu verdoppeln. Letztere geraten hier ganz aus dem Häuschen. Amüsiert beobachten wir, wie sie unermüdlich in die Luft springen und sich dabei fotografieren lassen, um auf den Bildern sich und ihr scheinbar schwebendes Spiegelbild in allen möglichen Posen zu sehen. Als dann noch ein spektakulärer Sonnenuntergang folgt, bei dem sich der Himmel golden einfärbt, und das weiße Meer dies widerspiegelt, wird der Salar de Uyuni vollends zur perfekten Kulisse für ausgiebige Fotoshootings.